Seestadtpresse Bremerhaven – Vor fast vier Jahrzehnten hat die Historikerin Barbara Tuchman ein Buch mit dem Titel „Die Torheit der Regierenden“ veröffentlicht.
Das Buch beginnt mit dem Satz: „Die gesamte Geschichte, unabhängig von Zeit und Ort, durchzieht ein Phänomen, dass Regierungen und Regierende eine Politik betreiben, die den eigenen Interessen zuwiderläuft.“
Aus Engstirnigkeit und Selbsttäuschung erwächst ein „Wunschhandeln, das sich von den Tatsachen nicht beirren lässt“, erläutert Barbara Tuchman. Eng damit verknüpft ist die „Weigerung, aus der Erfahrung zu lernen“.
Auch wenn das Gegenteil dessen erreicht wird, was man sich eigentlich gewünscht hatte, wird an der ursprünglichen Politik unbeirrt festgehalten. So wird mit den Händen etwas aufgebaut, was dann mit dem Hintern wieder zuschanden gemacht wird.
Eine beispielhafte Beschäftigung mit dieser Art der Politik ist Gegenstand der folgenden plattdeutschen Glosse mit dem Titel
„Dat helpt gegen Müüs“
Hermann is tofreden. „Worraftig“, brummt he. „Dat helpt. Nu sünd de Müüs förwiss all doot. Düsse Hitt hollt se nich ut.“ He steiht vör sien groote Schüün un kiekt in’t Füür. Sien Vadder harr dat allens maal boot, un he weern stolt door op wesen. Nu lickt dat Füür all döör dat Dack, de eersten Balken kracht na de Eer rünner, un de Funken sprütt hooch in de Luft. „Ik warr ju wiesen, wat ‘n Hark is“, mummelt he vör sik hen un grient. „Dat mookt ji nich nochmaal mit mi.“
Dat luuthalsige Bölken achter sien Rüüch stökert Hermann ut siene Gedanken. He dreiht sik üm un süht sien Naver Willi, de door op em to jachtert. „Hermann, büst du döördreiht?“ brüllt de Naver em an. „Wat steihst du door rüm? Dat Füür mookt doch allens toschannen. Worüm deist du nix?“
„Wees ganz ruhig“, antwoort Hermann. „Hier is allens in de Reeg. Ik heff dat Füür sülbens anmookt. Un ik will di seggen, worüm: De Müüs hebbt sik opföhrt, as weern se de Baaslüüd un kunnen anstellen, wat se wullen. Avers nu is vörbi mit lustig. Dat Füür mookt jem doot. Nich een kummt doorvun.“
„Du hest ja een an de Luuk“, krakeelt Willi. „Du brennst de heele Schüün op, un door kummt nix anners bi ruut, as dat du Müüs doot mookst. Dat passt doch nich tosamen.“ Denn dreiht he sik üm un jachtert trüch na de Straat hen. „Füür!“ bölkt he in eens weg. „Füür! Bi Hermann brennt de Schüün!“
In düssen Oogenblick gifft dat een grugeligen Knall. Allens is pickendüüster, un Willi sitt an de Eer. He tapert mit de rechte Hand na dat Licht. De swaare Nachtdisch is koppheister gungen, un Willi mookt de Oogen wedder dicht. „Hallelujah“, fluustert he. „Ich heff dat allens bloots dröömt.“
Willi ruckelt sik in dat Döörnanner torecht un jappst na Luft. Avers mien verdreihten Droom is villicht gaar nich so wiet ut de Welt, denkt he. Dat gifft doch noog Minschen, de jüst so hannelt as Hermann. Düsse Minschen wüllt oftins sogaar wat Richtigs, man se hebbt nich vör Oogen, wo ehr Doon op to löppt un wat se anrichten doot. Allerwegens boot Minschen mit de Hannen vörn wat op un mookt dat achtern mit’n Moors wedder toschannen. Dat güng nu maal nich anners, seggt se denn un snackt vun „Kollateralschaden“ un sowat.
Desterwegen is dat beter, wenn wi vörher afweegen doot, of wi mit uus Doon villicht mehr Schaden anrichten doot, as dat nützt. Dat is doch unklook, wenn wi ’n goot Vörhebben opletz veel to düür betahlt. Avers dat Handeln op lange Sicht, dat Kieken över’n Tellerrand un dat Denken an de Tokunft, dat will in uuse Minschenwelt nich so recht henhauen.
Denkt an Hermann, meent Willi. Un denkt as Wahrschoon an uusen oolen plattdüütschen Snack: „Dat helpt gegen Müüs, sä de Buur. Door steek he de Schüün in Brand.“