„Straßen sind für Autos da“ – Immer wieder die falsche Leitlinie der Verkehrspolitik…

12. Februar 2016

Seestadtpresse Bremerhaven – Am Beispiel der Kreisstraße zwischen Flögeln und Bad Bederkesa schildert die Nordsee-Zeitung am 11. Februar 2016 die Probleme der Radfahrer: „Radfahrer… werden von Autofahrern häufig mit viel zu hohem Tempo und zu wenig Abstand passiert. Kommt dann noch Gegenverkehr, wird die Situation gefährlich“, heißt es sehr richtig in der NZ.

Genau: Zu hohes Tempo und zu geringer Abstand. Das sind die Probleme.

Aber die naheliegende Schlussfolgerung wird nicht gezogen. Das wäre geringeres Tempo und Einhalten des gesetzlich vorgeschriebenen Abstands von mindestens anderthalb Metern.

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In der (hier übrigens gegenüber Radfahrern durchaus wohlwollenden) Berichterstattung der Nordsee-Zeitung steht aber eine andere Schlussfolgerung: „Seit Jahrzehnten wird dort deshalb ein Radweg gefordert.“

Das passt exakt zur immer noch weithin gültigen Leitlinie unserer Verkehrspolitik: „Straßen sind für Autos da“ – die anderen Verkehrsteilnehmer müssen sich ihre Räume suchen und flüchten am besten auf irgendwelche Seitenstreifen.

Solange diese falsche Leitlinie wirkt, kann unsere Verkehrspolitik nicht in eine zukunftsweisende Richtung gehen.

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In der Nordsee-Zeitung vom 12. Februar 2016 gibt es erneut einen Hinweis auf den gesetzlich geforderten Sicherheitsabstand von anderthalb Metern. Vielen Autofahrern ist das offensichtlich völlig unbekannt oder völlig einerlei…

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Der Bremerhavener Magistrat liefert immer wieder Beispiele für Gleichgültigkeit gegenüber dem Fahrradverkehr – Ein Beispiel aus der Stedinger Straße…

18. November 2014

Seestadtpresse Bremerhaven – Die kleine Stedinger Straße in Lehe ist für Anwohner von Interesse und dient eingeweihten Fußgängern und Radfahrern als grüne Verbindung zwischen der Gaußstraße (dort heißt die Straße Brookkämpe) und dem alten Leher Rathaus. Ein Teilstück ist sehr schmal und endet so:

2014-11-17 09.01.47Der Weg wird durch gegeneinander versetzte Metallbögen vom folgenden Straßenraum abgetrennt. Aber was danach kommt, ist keine Hauptverkehrsstraße, sondern ein Wendehammer am Ende einer Spielstraße!

Zu Fuß lässt sich die Blockade leicht passieren. Mit dem Fahrrad ist es sehr viel umständlicher und ärgerlich mühsam, und wer einen Anhänger am Fahrrad hat, kehrt am besten wieder um.

Wenn die hier deutlich werdende Denkweise bei den zuständigen Verkehrs-Bürokraten des Bremerhavener Magistrats eine Ausnahme wäre, bräuchte darüber kein Wort verloren werden. Ein Hinweis genügte, und die Sache würde geregelt.

Aber in Bremerhaven ist so etwas leider keine Ausnahme. Es illustriert eher die Regel – Gleichgültigkeit und Ahnungslosigkeit gegenüber dem Fahrradverkehr, der in einer „Klimastadt“ Priorität haben müsste.


Bremerhaven: Autofahrer bestimmen immer noch die Prioritäten der Verkehrspolitik – Zeit zum Umsteuern ist längst da…

8. August 2013

Seestadtpresse Bremerhaven – Über den Umgang von Autofahrern mit Fußgängern und Radfahrern lässt sich in unseren Medien täglich eine Vielzahl von Berichten finden. Eine kleine Auswahl:

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Gleichwohl kommt niemand auf den Gedanken, wegen dieser Verletzten und Toten den Autoverkehr zu verbieten.

Das erstaunt, weil beispielsweise in der Bremerhavener Fußgängerzone ein paar rücksichtslose Radfahrer als Anlass genommen wurden, dort das Radfahren trotz der Breite der Straße tagsüber vollständig zu untersagen (und dieses Verbot auch häufig zu kontrollieren!).

Dieses Verbot für Radfahrer wird ausgesprochen, obwohl Radfahrer niemals in der Lage wären, auch nur annähernd für solche dramatischen Unfälle zu sorgen, wie es Autofahrer ohne große Anstrengung zustande bringen können.

Diese Blindstellen (von denen es noch andere gibt) illustrieren, dass unsere Verkehrspolitik trotz des Klimastadt-Gesabbels weiterhin unter dem Blickwinkel des motorisierten Verkehrs organisiert wird.

Die Zeit zum Umsteuern in der Verkehrspolitik ist nun wirklich längst gekommen.


Bremerhaven als radfahrerfreundliche Stadt? – Da ist wohl noch viel zu tun…

4. Mai 2013

Seestadtpresse Bremerhaven – Das Thema „Radfahren in Bremerhaven“ ist in diesem Blog >>>schon mehrfach behandelt worden, und im Moment sieht es auch nicht so aus, als wenn der Stoff dafür irgendwann auch nur spürbar weniger werden sollte.

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Nehmen wir diesen traurigen Anblick an der Auffahrt zum Geestedeich. Da steht eine Sperre mitten auf dem Weg, erzwingt umständliches Gekurve, und ich kann mir nicht denken, dass irgendjemand dafür auch nur einen einzigen vernünftigen Grund nennen könnte.

Diese Auffahrt liegt westlich der Stresemannstraße etwa auf der Höhe Wiesenstraße und ermöglicht eine (zugegeben: nicht besonders lange) Radfahrt ohne lärmenden Autoverkehr.

An eine weitere Stelle an der Stresemannstraße möchte ich noch einmal ausdrücklich erinnern. Das ist die Geestebrücke, die von Radfahrern auf der westlichen Seite in nördlicher Richtung nicht befahren werden darf, wie >>>an dieser Stelle gezeigt und erläutert wird.

Eine solche Freigabe wäre aber sinnvoll, denn ein Radfahrer kann (wie oben gezeigt) aus Richtung Süden sehr schön auf dem ruhigen Geestedeich parallel zur Stresemannstraße fahren. Er überquert dann die Abbiegespur der Grimsbystraße und müsste nur noch die Geestebrücke überqueren, um wieder nach links abzubiegen und weiter auf einem ruhigen Weg an der Geeste entlang in Richtung Lehe-Zentrum zu gelangen.

Dieses unsinnige Verbotsschild für Radfahrer verhindert seit vielen Jahren einen sinnvollen Radweg, zumal auf der Geestebrücke nur sehr selten Fußgänger unterwegs sind und daher die Breite des Wegs eine Sperrung absolut nicht möglich macht.

Und warum passiert nichts? Weil die heimischen Verkehrsexperten offensichtlich mit der Autofahrerbrille auf der Nase an ihren Planungen herum rackern und für die übrigen Verkehrsteilnehmer kaum noch Zeit haben…


„Kampf-Radler“ gibt es, „Kampf-Autofahrer“ offensichtlich nicht – lrritierende Sachlichkeit in Berichten über rasende Autofahrer…

25. April 2013

Seestadtpresse Bremerhaven – Wenn in unseren Zeitungen und auch in der Nordsee-Zeitung über rasende Autofahrer berichtet wird, fällt mir oftmals eine erstaunliche Sachlichkeit und Zurückhaltung bei der Wortwahl auf. Da rasen Leute mit mehr als 100 Stundenkilometern mitten durch die Stadt und gefährden andere Menschen – und das wird dann mitgeteilt, als habe dieser Mensch eine besondere Spitzenleistung erbracht: „Spitzenreiter mit Tempo 112“.

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Wenn von rasenden Radfahrern die Rede ist (und die können nur selten andere Menschen in einem solchen Ausmaß gefährden!), dann tauchen leicht einmal Begriffe wie „Kampf-Radler“ auf.

In Bremerhaven wird sogar bis heute die wirklich breite Fußgängerzone tagsüber für Radfahrer gesperrt, weil dort in früheren Zeiten rasende Radfahrer beobachtet wurden.

Von „Kampf-Autofahrern“ ist dagegen in unseren Zeitungen nie die Rede, obwohl der Begriff in manchen Zusammenhängen durchaus angebracht wäre.

Und dem Gedanken, man könnte Straßen sperren, weil dort zu häufig in wirklich gefährlicher Weise gerast wird, bin ich bisher auch noch nie begegnet!


Effektive Verkehrsberuhigung in Lehe – Lehrreiches Beispiel…

19. April 2013

Seestadtpresse Bremerhaven – Ein höchst lehrreiches Beispiel für eine sehr wirksame Verkehrsberuhigung lässt sich seit vielen Monaten im Klushof-Quartier in Lehe besichtigen. Seit dort die Kreuzung Neuelandstraße / Wülbernstraße blockiert ist, fällt der Durchgangsverkehr erfreulicherweise weg, so dass es für Fußgänger und Radfahrer schön ruhig geworden ist. Allerdings war das keine Absicht, sondern zufällige Folge einer Baumaßnahme.

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Was daran lehrreich sein soll? Ganz einfach: Wer sich bewusst für eine solche Verkehrsberuhigung im Quartier durch das Blockieren einer Kreuzung entschieden hätte, wäre von allen Verkehrsexperten und Möchtegernexperten auf das Übelste beschimpft worden. So etwas kann gar nicht funktionieren, hätte es geheißen.

Aber irgendwie ruckelte sich der Verkehr zurecht, obwohl die Sperrung der Wülbernstraße, die bekanntlich eine Einbahnstraße ist, sogar das umständliche Wenden auf engstem Raum notwendig wurde.

Aber es ging eben nicht anders: Die unabweisbare Baumaßnahme ließ gar keine Diskussionen der „Experten“ zu, und so wurde die Kreuzung einfach über viele Monate gesperrt. (In Kürze dürfte der Weg wieder frei werden.)

Was sich daraus lernen lässt? Verkehrspolitik ist stets eine hoch emotionale Angelegenheit und sorgt oft im Vorfeld schon für Abwehr aller Maßnahmen, die den Autoverkehr auf das wirklich notwendige Maß zurückstutzen können.

Das Beispiel Neuelandstraße / Wülbernstraße zeigt meiner Meinung nach, dass manchmal vielleicht ein unaufgeregtes Ausprobieren einer Verkehrsberuhigung ganz sinnvoll und erhellend sein kann.


Radfahrer im Straßenverkehr werden in unseren Medien gerne dämonisiert und von Opfern zu Tätern gemacht…

16. April 2012

Seestadtpresse Bremerhaven – Wer sich mit dem Fahrrad am Straßenverkehr beteiligt, wird in unseren Medien oft mit eigenartigen Brillen betrachtet. Das dürfte im Kern daher kommen, dass die Sichtweisen motorisierter Verkehrsteilnehmer immer noch die Zentralperspektive für die Darstellung aller Verkehrsprobleme darstellen.

Rücksichtslosigkeiten in Fußgängerzonen (und die gibt es selbstverständlich!) werden beispielsweise aktuell gerade wieder unter dem Schlagwort „Kampfradler“ zu einem Riesenproblem aufgeblasen – als läge dort die hauptsächliche Gefährdung für Verkehrsteilnehmer.

Interessant finde ich eine aktuelle Dekra-Analysefür die Stadt Berlin (eine Konzentration auf Städte scheint mir wichtig zu sein, weil Gesamtzahlen für den bundesweiten Verkehr täuschen – schließlich sind auf Autobahnen nur sehr selten Fußgänger und Radfahrer unterwegs!).

Die >>>Berliner Morgenpost berichtete darüber am 13. April 2012 unter der Schlagzeile „Fußgänger und Radfahrer leben in Berlin gefährlich“. Der Kernpunkt dieser Berichterstattung: „Besonders Fußgänger und Radfahrer leben demnach auf den Straßen Berlins gefährlich. Mehr als jeder zweite 2011 im städtischen Straßenverkehr Getötete sei zu Fuß (53,7 Prozent), etwa jeder fünfte mit dem Fahrrad unterwegs gewesen (20,4 Prozent). Nur 3,7 Prozent der Todesopfer waren Auto-Insassen.“

Die >>>Dekra selbst spricht mit Blick auf Berlin von einem „großen Nachholbedarf, was die Rücksicht den schwächeren Verkehrsteilnehmern gegenüber angeht“.

Von Seestadtpresse-Lesern kritisiert wird in diesem Zusammenhang immer wieder auch die Art der Berichterstattung in der Nordsee-Zeitung. Ihm fallen „regelmäßig die schlechten Artikel in der NZ zum Thema Fahrrad und Verkehr auf“, heißt es in einer Zuschrift. Geradezu verärgert sei er nach einem Blick in die Nordsee-Zeitung vom 29. März 2012 gewesen. Dort seien in einem Interview von zehn Fragen sieben falsch oder unzureichend beantwortet worden.

Dieser Leser verweist auf die Darstellung auf einer Seite der Stiftung Warentest, die nach seiner Kenntnis korrekt ist. >>>„Irrtümer rund ums Radfahren – Diese Regeln gelten wirklich“ lautet dort die Überschrift.

Für Bremerhaven als „Klimastadt“ sollte übrigens die korrekte und  zukunftstaugliche Betrachtung des Verkehrs eine besondere Rolle spielen. Das gilt in ganz besonderem Maße, wenn es die „klimafreundlichen“ Verkehrsarten wie Radfahren und Zu-Fuß-Gehen betrifft.

Positiv anzumerken ist daher, dass die Nordsee-Zeitung in ihrer Ausgabe vom 16. April 2012 in der unangenehm aufgeplusterten „Kampfradler“-Initiative des CSU-Verkehrsministers einen sehr gemäßigten Kommentar abdruckt. „Einen Gang runterschalten“, fordert der Kommentator und stellt fest: „Klar, es gibt Radel-Rowdys.“ Aber er fügt richtigerweise hinzu „ebenso übrigens wie rücksichtslose Autofahrer, Motorradfahrer und Fußgänger“.

Wie die Unfallstatitistik zeigt, sind die motorisierten Verkehrsteilnehmer jedenfalls erheblich gefährlicher für ihre Mitmenschen als Fußgänger und Radfahrer.