Bremerhaven: Dämliches Spiel mit Tourismuszahlen – Eine lügenhafte Behauptung jagt die andere…

5. August 2015

Seestadtpresse Bremerhaven – Im heutigen Weser-Kurier (5. August 2015) wird der Bremerhavener Tourismus-Chef mit einer interessanten Bemerkung zitiert. Man dürfe nicht vergessen, stellt er fest, dass es bis vor einigen Jahren „in Bremerhaven praktisch keinen nennenswerten Tourismus gegeben hat.

Der Tourismus-Chef im O-Ton laut Weser-Kurier: „Bremerhaven ist inzwischen ein Schwergewicht auf der touristischen Landkarte.“

Beobachter der touristischen Szenerie kennen das: Immer wieder läuft auf der Bühne das dämliche Spiel mit den wundersamen Steigerungen der Tourismuszahlen, bei dem nur selten einmal jemand auf frühere Zahlen zurückblickt.

Zur Illustration: Für 1999 teilte der Bremer Senat (im Zentralen Finanzcontrolling 2005) für Bremerhaven die Zahl von 187.000 Übernachtungsgästen mit.

In einer Mitteilung des Bremerhavener Magistrats vom 27.9.2006 beispielsweise wird für 2003 die Zahl von 232.312 Übernachtungsgästen angegeben.

Für das Jahr 2014 meldet die Industrie- und Handelskammer in ihrem Statistischen Jahresbericht knapp 189.000 (Übernachtungs-)Gäste (hier als „Ankünfte“ bezeichnet).

Also über 15 Jahre von 187.000 über 232.00 auf 189.00: Wo ist da die Steigerung, wenn 1999 etwa genau so viel Übernachtungsgäste verbucht werden konnten wie 2014)?

Ich weiß, ich weiß, es wird immer wieder mal anders gezählt und gruppiert und mit „neuen Hochrechnungsmethoden“ (!) ausgewertet, und die Besucherzahlen in Bremerhaven haben sich schon allein durch dieses statistische Hin und Her teilweise gravierend verändert.

Ich erinnere beispielsweise daran, dass für das Jahr 1996 von einem bekannten Institut 2,9 Millionen Tagestouristen „ermittelt“ wurden.

Im Jahre 2003 meldete die BIS dann nur noch gut 1 Million Tagestouristen.

Mit diesen Zahlen ist immer wieder munter Politik gemacht worden; sie waren eine wichtige Grundlage für die millionenschweren Investitionen in die touristische Infrastruktur Bremerhavens.

Gleichwohl: „Die Zahl der Tagestouristen wird nicht statistisch erfasst“, stellt Julia Salden 2004 in ihrer Tourismus-Studie für die Arbeitnehmerkammer fest. Daher plappert offensichtlich jeder herum, wie er will.

Merke: Großsprecherei und Übertreibungen sind im Tourismusgeschäft offensichtlich nicht zu vermeiden. Die Grenze zum Unsinn sollte allerdings nicht allzu oft überschritten werden.

Anmerkung: Wer einmal kurz durchblättern möchte, was auf diesen Seiten in den vergangenen Monaten zum Bremerhavener Tourismus mitgeteilt wurde, kann >>>hier klicken.

 

 

 

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Lachhafter Tourismus-Jubel in Bremerhaven – Drei Viertel der Übernachtungsgäste kommen nämlich aus geschäftlichen Gründen auch ohne Tourismus-Getrommel…

10. September 2014

Seestadtpresse Bremerhaven – Da jubeln sie wieder, unsere Tourismusförderer, weil „die aktuellen Zahlen eine Wohltat sind“ (so die Nordsee-Zeitung am 10.9.2014)!Und dann wird munter drauflos gequasselt: Vom neuen Aufschwung und von früheren „Tourismus-Pleiten“ und der Bedeutung des Wetters in einem „Sommererholungsgebiet“ usw..

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Es fehlte dieses Mal nur noch das Luftschloss namens „Welcome-Center“, das in der Nordsee-Zeitung am 1. September 2014 >>>als große Neuigkeit in die Welt gepustet wurde. Dabei hatte dieselbe Nordsee-Zeitung bereits am 11. April 2014 (!) über dieses neue Angebot für Touristen berichtet.

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Egal. Das sind ja nur Kleinigkeiten – ebenso wie bei den Lobpreisungen des lachenden Bremerhavener Tourismuschefs. Zwar titelt auch der Weser-Kurier am 10. September 2014 „Deutliches Besucher-Plus für Bremen“, nennt aber wenigstens in der Unterzeile einen ganz entscheidenden Grund: „Erfolgreiche Kongresse“.

Und im Text findet sich dann auch die Erinnerung an den Kernpunkt: „75 Prozent der Übernachtungen in Bremen sind geschäftlicher Natur.“

Diesen wichtigen Hintergrund hatte auch die >>>Nordsee-Zeitung früher einmal deutlich erwähnt: „Tourismus-Pleite durch Messe-Ausfall“ lautete die Überschrift in der NZ vom 14. März 2013.

In Zahlen ausgedrückt: Von der runden Million Übernachtungen in Bremen hängen nur etwa 250.000 vom marktschreierischen Anlocken der Touristen ab, während 750.000 auch ohne das Tourismus-Getrommel (und völlig unabhängig vom „Faktor Wetter“) kommen (müssen).

Im journalistischen Alltagsgeschäft mancher Zeitungen sind das aber – wie gesagt – nur Kleinigkeiten…

NACHBEMERKUNG: An der Berichterstattung der Nordsee-Zeitung ist mir noch etwas aufgefallen (etwas verspätet, da ich die originalen Pressemitteilungen nicht mehr vorliegen habe und meine Bloggerei nur nebenbei mache): Im Text werden immer wieder gern (positive) Prozentzahlen genannt, ohne auf die längerfristige Entwicklung der vergangenen Jahre Bezug zu nehmen.

Diese Prozentzahlen klingen so positiv, weil sie sich auf auf die „grottenschlechten Zahlen des Vorjahres“ beziehen. Genannt werden nun für das erste Halbjahr 2014 insgesamt 172.000 Übernachtungen, die als „Plus von 7,3 Prozent“ eingestuft werden.

Ein Vergleich mit den Vorjahren seit 2009 macht allerdings Folgendes deutlich:

Die Zahl der Übernachtungen in Bremerhaven entwickelte sich (laut IHK-Jahresbericht 2013) zunächst tatsächlich positiv von knapp 300.000 (2009) über 357.000 (2010) auf den Spitzenwert von knapp 376.000 (2011) und verzeichnete dann zwei aufeinander folgende kräftige Rückgänge auf knapp 360.000 (2012) und 352.000 (2013).

Verdoppelt man also einfach die Zahlen für das erste Halbjahr, kommt man für das Jahr 2014 hochgerechnet auf 344.000 Übernachtungen.

Das wäre sogar noch weniger als 2013 und klingt jedenfalls nicht gerade nach neuen Rekordzahlen, auch wenn „im Vergleich zum Vorjahreszeitraum“ ein bisschen gejubelt werden konnte…


Bremerhavener Tourismus-Chef baut an Luftschloss – 1,8-Millionen-Euro-Projekt trotz Haushaltsnotlage…

1. September 2014

Seestadtpresse Bremerhaven – „Die neue Willkommenskultur“ titelt die Nordsee-Zeitung (NZ) am 1. September 2014 mit erkennbarer Zustimmung zu einem 1,8-Millionen-Euro-Luftschloss, das der in der NZ viel gelobte neue Bremerhavener Tourismus-Chef ins Gespräch gebracht hat.

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Ich muss zugeben, dass ich nicht allzu oft mit CDU-Positionen übereinstimme, aber Paul Bödekers Presseerklärung zu dieser erneuten Anreicherung der ohnehin schon kostspieligen Bremerhavener Tourismus-Infrastruktur mit dem dämlichen Namen „Welcome Center“ kann ich nur unterstreichen.

Die CDU-Pressemitteilung wird deshalb hier in voller Länge zur Kenntnis gegeben. Die Überschrift: „Zeichen der Zeit nicht erkannt“ (die Hervorhebungen und kleine Korrekturen sind von mir).

 
„Als unbelehrbar bezeichnete der Fraktionsvorsitzenden Paul Bödeker die Aussagen des Tourismuschefs Kiesbye zum Welcome Center. Jetzt einen Bremer Architekten ohne Beschluss im Finanz- und Wirtschaftsausschuss mit der Planung zu beauftragen, ist ein einmaliger Vorgang. In Zeiten einer Haushaltssperre ist es abenteuerlich, ein Projekt von jetzt schon über 1,8 Millionen Euro in Angriff zu nehmen. Touristen, die nach Bremerhaven kommen, müssen über touristische Anlaufstellen im Bereich des Autobahnzubringers und des Hauptbahnhofs über Parkmöglichkeiten und über die touristischen Highlights dieser Stadt in netter Art informiert werden. Auch der ÖPNV und das Taxi-Gewerbe muss eingebunden werden. Ziel der touristischen Arbeit von Kiesbye soll das verstärkte regionale und überregionale Werben für Besucher unserer Stadt sein.

 
Wir brauchen im Bereich der Havenwelten keine zusätzlichen Attraktionen, die das Vorhandene wie Deutsches Auswanderhaus und Klimahaus erklären, sondern wir brauchen vermehrt Besucher für diese Attraktionen. Statt solche Hirngespinste zu verfolgen, sollte Kiesbye sich lieber um die Erreichbarkeit der Stadt durch Touristen kümmern.

 
Genauso hat man von ihm kein Wort zum Cityport gehört, an dem auch touristische Besucher mit ihren Booten der Stadt einen Besuch abgestattet haben. Hier fehlen inzwischen Steganlagen, es sind keine Versorgungsmöglichkeiten mehr vorhanden und es kümmert sich auch kein Hafenmeister mehr um die Besucher. Da wir im letzten Jahr sinkende Besucherzahlen zu verzeichnen hatten, hat der Tourismuschef in diesem Bereich eigentlich genug zu tun.“


Der öffentlich millionenschwer geförderte Tourismus erweist sich für Bremerhaven als ziemlich mickeriges Standbein – Aktuelle Gästebefragung liefert Hinweise, aber Nordsee-Zeitung druckt nur Presseerklärung des Magistrats nach…

12. Juli 2013

Seestadtpresse Bremerhaven – Die mehrere hundert Millionen Euro schwere Förderung des Tourismus in Bremerhaven erweist sich für die Kasse der Stadt als schlechtes Geschäft. Gerade einmal zwei geschätzte Millionen Euro landeten im Jahre 2012 in Form von Steuereinnahmen bei der Stadtkämmerei. Das ist so peinlich wenig, dass die Zahl in der Pressemitteilung des Magistrats gar nicht erst erwähnt wird.

In dieser Magistrats-Pressemitteilung ist ohnehin wieder Schönfärberei angesagt, wie mein erster Blick auf die Darstellungen deutlich macht. Wer die Magistrats-Pressemitteilung lesen möchte, findet sie (bis auf ein paar Auslassungen am Schluss usw) in der Nordsee-Zeitung vom 12. Juli 2013  wortgetreu nachgedruckt. (Diese kritiklose Abschreiberei der offiziellen Magistrats-Schönfärberei wird von der Nordsee-Zeitung tatsächlich auch noch auf Seite 1 angekündigt!)

Welches Ergebnis der Gästebefragung 2012 zeigt beispielsweise nach Auffassung des Oberbürgermeisters deutlich, „dass sich die Investitionen in die touristische Struktur gelohnt haben“? Seine Antwort steht im Satz davor: „Für rund 80 Prozent der Gäste ist der Name ‚Havenwelten Bremerhaven‘ inzwischen ein fester und bekannter Begriff. Im Jahr 2008 lag diese Zahl noch bei 27 Prozent.“

Wer soviel Gewicht allein auf die Bekanntheit einer Marke legt, muss selbstverständlich im Gegenzug den aus dieser Bekanntheit resultierenden mickerigen Steuereinnahmen entsprechend weniger Gewicht beimessen.

Ein anderes Beispiel: Als Erfolg wird verbucht, dass mittlerweile 81 Prozent der Bremerhaven-Besucher Tagesgäste sind. Leider lässt sich das auch anders formulieren: Der Anteil der (kommerziell bedeutsameren) Übernachtungsgäste ist trotz der riesigen Investitionen nicht gestiegen, sondern im Gegenteil um 12 Prozent gesunken.

Ein paar weitere durchaus nicht gerade ermunternde Ergebnisse der Gästebefragung 2012: Die Bremerhaven-Besucher werden immer älter, die Gesamtzahl der Gäste ist um 2,4 Prozent gesunken, die aus dem Tourismus erwachsenden Brutto-Umsätze sind sogar um 8 Prozent geringer geworden, die Gästezufriedenheit ist erneut gesunken, und als hauptsächliche Beschäftigung der Gäste erweist sich laut Befragung das Bummeln und Einkaufen in der Stadt.

In der Präsentation der Ergebnisse ausdrücklich angemerkt wird übrigens, dass der „Geschäftsreiseverkehr“ in der Stichprobe systematisch unterrepräsentiert sei, weil diese Leute an den Standorten der Befragung normalerweise nicht auftauchen. Dadurch geraten die Befragungsergebnisse in eine interessante Schieflage, deren Ausmaß allerdings nicht beziffert wird. Ich erinnere hier an die Nordsee-Zeitung, die kürzlich den erschreckend dünnen Faden aufgedeckt hat, an dem der Bremerhavener Tourismus tatsächlich bammelt – meine Zusammenfassung ist in der >>>Seestadtpresse vom 8. April 2013 nachzulesen.

Wer einen Blick auf die Zusammenfassungen des Befragungsinstituts werfen möchte, kann hier klicken: >>>Tourismus Gästebefragung 2012.


Der gefeierte Bremerhavener Tourismus-Boom hängt offensichtlich am seidenen Faden – Enthüllung der Nordsee-Zeitung…

8. April 2013

Seestadtpresse Bremerhaven – Der immer wieder seit vielen Jahren von offizieller Seite ebenso wie vom Heimatblatt gefeierte Aufschwung des Bremerhavener Tourismus hängt offensichtlich an einem unglaublich dünnen Faden. Das zeigt zumindest die Berichterstattung der Nordsee-Zeitung vom 14. März 2013:

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Diese bisher vielleicht übersehene Information sollte mensch sich auf der Zunge zergehen lassen: Die schlechten Zahlen für die Bremerhavener Tourismus-Entwicklung des Jahres 2012 (NZ-Überschrift: „Tourismus-Pleite“ (!)) hängen mit dem Wegfall einer einzigen Fachmesse zusammen!

Die „Tourismus-Pleite“ erläutert die Nordsee-Zeitung mit dem Hinweis, dass die „Anzahl der Gäste… im vergangenen Jahr um 5,2 Prozent zurückgegangen“ sei. Das Blatt spricht von „eingebrochenen Tourismuszahlen“ und zitiert dazu einen Bremer CDU-Politiker mit der Bemerkung, das sei „für eine Stadt, die Tourismus als einen wirtschaftlichen Schwerpunkt entwickelt hat, sehr bedenklich“.

Allerdings ist die Stadt bei den Übernachtungen zum größten Teil überhaupt nicht auf Touristen im eigentlichen Sinne angewiesen. Es sei nämlich so, „dass 70 Prozent der Übernachtungen durch Geschäftsreisen ausgelöst würden„, wie der Bremer Wirtschaftssenator erklärt habe (Hervorhebung DK).

Deshalb wirke sich schon der Wegfall einer einzigen Messe spürbar in den Übernachtungszahlen aus.

Was muss daraus folgen? Im Bereich Tourismusförderung sollte der Bremerhavener Magistrat dem Getrommel unserer Neoliberalen endlich nachgeben und das Feld den privaten Akteuren überlassen, statt dafür im städtischen Haushalt weiterhin Geld bereit zu stellen.

Denn wenn der Erfolg oder Misserfolg des Bremerhavener Tourismus an dem dünnen Faden einer einzigen Messe hängt, dann steht die Frage mitten im Raum der Kommunalpolitik, warum eigentlich all die teuren Prospekte gedruckt werden müssen, warum ein spezieller „Tourismus-Chef“ für teures Geld beschäftigt wird und warum die viele hundert Millionen Euro teure touristische Infrastruktur in Bremerhaven errichtet wurde.


Dämliches Spiel mit Prozentzahlen soll Tourismus-Investitionen in Bremerhaven rechtfertigen – Nordsee-Zeitung macht sich wieder einmal lächerlich…

25. November 2011

Seestadtpresse Bremerhaven – Es ist doch immer wieder das gleiche lächerliche Spiel mit den Prozentzahlen, wenn irgendwelche Erfolge „nachgewiesen“ werden sollen. Ob Produktions- oder Tourismuszahlen, irgendwo gibt es einen prozentualen Zuwachs, der für eine Schlagzeile herhalten muss. In der Nordsee-Zeitung vom 25. November 2011 war es der prozentuale Zuwachs bei den gesammelten Bremer und Bremerhavener Übernachtungszahlen, der die Titelseite des Blatts zierte.

„Seestadt lockt die Urlauber“ – da kann die Leserschaft sich manche großartige Entwicklung vorstellen. Aber was hat die Nordsee-Zeitung zu bieten? Einen Zuwachs bei den Übernachtungszahlen in den Städten Bremen und Bremerhaven in Höhe von 8,1 Prozent in den Monaten Januar bis September im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2010.

Das ist gewaltig viel mehr als in den Stadtstaaten Hamburg und Berlin, denn die kamen lediglich auf den Zuwachs von 7,4 bzw. 6,7 Prozent.

Was macht die Nordsee-Zeitung aus dieser mikroskopischen Differenz bei den Zuswachszahlen? Bremen und Bremerhaven hätten „die Top-Städtereiseziele Berlin und Hamburg“ abgehängt. Das steht da tatsächlich: Abgehängt!

Und welche Botschaft wird aus dieser unsinnigen Zahlen-Akrobatik heraus gequetscht? „Die Millioneninvestitionen der vergangenen Jahre in die touristischen Erlebniswelten in Bremerhaven und Bremen zahlen sich aus.“

Wer lacht da angesichts einer solchen kuriosen Beweisführung?

Quelle für diese Wahnsinns-Botschaft ist übrigens das „Sparkassen-Tourismusbarometer“. In der dazu gehörigen Pressemitteilung des Sparkassen-und Giroverbandes werden die Ergebnisse etwas anders akzentuiert als in der Nordsee-Zeitung, die offensichtlich wieder einmal in treuen Diensten für „diese Stadt“ tätig wurde.

In dieser Pressemitteilung ist nämlich zu lesen: „Wachstumsmotor unter den deutschen Bundesländern sind die Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin. Sie verzeichnen einen Übernachtungszuwachs von bis zu 8 Prozent (Januar bis September 2011). Nach dem Europäischen Tourismus-Destinationsindex (DESTIX) liegt Berlin sogar auf dem zweiten Platz der wettbewerbsfähigsten Tourismusregionen Europas.“

Der bestürzend große Erfolg Bremens und Bremerhavens wurde von der Nordsee-Zeitung aus einer angehängten Grafik entnommen und dann mit dicken Backen aufgeplustert.

Dass es sich bei dem Sparkassen-Text um Informations- und Marketing-Material für die Tourismuswirtschaft handelt, sei nur am Rande erwähnt. Für eine Presse, die ihre Aufgabe mehr in PR und Promotion sieht und für die Journalismus zur  Nebenabteilung der Werbung gemacht wird, dürften solche Hinweise auf die Quellen ohnehin nur von geringer Bedeutung sein.


Der bisherige Bremerhavener Tourismus-Chef Kölling fand laut Nordsee-Zeitung keinen Zugang zu „dieser Stadt“ – Aber wer ist „diese Stadt“?

10. Oktober 2011

Seestadtpresse Bremerhaven – Der bisherige Chef der Bremerhavener Tourismusförderung Volker Kölling wurde vom SPD-Oberbürgermeister Melf Grantz rausgeworfen. Laut Kölling soll durch diesen Schritt erreicht werden, „die gute Arbeit der (Wirtschaftsförderungsgesellschaft) BIS nicht weiterhin den Angriffen Dritter auszusetzen„.

Wer sind diese „Dritten“ als Verursacher seines Rauswurfs?

Es lässt sich nicht nur erahnen, dass damit unter anderem die Nordsee-Zeitung, die sehr eng mit ihr verbundenen Führungskreise der Industrie- und Handelskammer (IHK) und auch ein Mitarbeiter der Magistratskanzlei namens Ralf Meyer gemeint sind.

Abzulesen ist die Richtigkeit dieser Vermutung aus dem Kommentar in der Nordsee-Zeitung vom 8. Oktober 2011, den der selbsternannte NZ-Experte für „politische Hygiene“ (!) verfasst hat. Seine „Wahrheit“ formuliert er „hart, aber einfach“ folgendermaßen: „Volker Kölling war nicht der richtige Mann, um der Tourismusförderung in Bremerhaven die dringend notwendigen Impulse zu geben.“ Es folgt seine Erläuterung, warum denn Kölling nicht dieser „richtige Mann“ gewesen sein soll: „Volker Kölling hat bis zum Schluss keinen Zugang zu dieser Stadt gefunden…“, lautet die Formulierung.

Da sind wir wohl beim Kern: Was hier als „diese Stadt“ ins Feld geführt wird, das sind nach der Definition der führenden Kreise natürlich stets die führenden Kreise dieser Stadt selbst.

Im Klartext: Volker Kölling hat keinen Zugang zu diesen führenden Kreisen gefunden, weil er viel zu unkonventionell aufgetreten ist.

Ein Beispiel: Nicht nur mir ist aufgefallen, dass auf der letzten sommerlichen Großveranstaltung keiner der sonst stets üblichen offiziellen BIS-Empfänge auf einem Schiff stattfand. Zu hören ist, dies sei als Einsparmaßnahme der BIS wegen gekürzter Zuschüsse geschehen.

Das muss sich mal einer vorstellen: Da kürzt ein BIS-Chef das kostenlose Trinken und Futtern für die führenden Kreise dieser Stadt einfach weg.

Da ist es doch völlig klar, dass er keinen Zugang zu ihnen findet, wenn er sie so verprellt. Über Proteste „dieser Stadt“ gegen diese ungewöhnliche Einsparung auf Kosten (der Oberen) „dieser Stadt“ darf sich Kölling nun wirklich nicht wundern.

Und Ralf Meyer? Manche werden sich erinnern, mit welchem Nachdruck er seinerzeit von der Nordsee-Zeitung und den führenden Kreisen als Nachfolger von Hennig Goes propagiert wurde. Aber nicht einmal die Drohung, der herausragende Mann werde dann durch Abwanderung nach Wilhelmshaven verloren gehen, halfen. Am Ende wurde Kölling zum Goes-Nachfolger ernannt.

Und was schreibt nun die Nordsee-Zeitung am 8. Oktober 2011 am Ende ihres Artikels unter der Überschrift „Volker Kölling muss gehen“? „Ein Kandidat für die Kölling-Nachfolge dürfte wieder Dr. Ralf Meyer sein. Der Chef des Wirtschaftsreferats zählte schon einmal zu den aussichtsreichsten Kandidaten, wurde aber von der CDU verhindert, die ihn partout nicht haben wollte.“

Da spricht aus der Nordsee-Zeitung wieder unüberhörbar die Stimme „dieser Stadt“.

Mensch darf gespannt sein, ob die Grünen irgendwelche Gründe sehen, das merkwürdige Spiel um einflussreiche Chefposten nicht mitzuspielen.


Tourismus verursacht hohe Kosten und wenig Einnahmen: Bremerhaven setzt mit seiner Tourismus-Strategie auf ein merkwürdiges Pferd – Erfahrungen andernorts bestätigen negative Erfahrungen…

26. Januar 2011

Seestadtpresse Bremerhaven – Die Havenwelten mit dem Klimahaus brachten „einen hohen Zustrom an Touristen“ in die Seestadt, vermeldete die Nordsee-Zeitung am 19. Januar 2011 als gewichtige Position der Industrie- und Handelskammer (IHK). Auch der berühmte zweite Preis für die Havenwelten sei „ein Beweis dafür, dass der Strukturwandel Früchte trägt“.

Auha! Das sind aber wirklich eigenartige „Beweise“ für eine mit vielen hundert Millionen Euro befeuerte öffentliche Wirtschaftsförderung.

Vielleicht wäre die Frage ganz angebracht, welcher Art denn diese Früchte sein könnten, die der teure Strukturwandel nach Bremerhaven brachte.

Spielen wir zunächst ein wenig mit den Tourismuszahlen: Laut Weser-Kurier vom 10. Januar kamen 2009 etwa 1,45 Millionen Touristen nach Bremerhaven, von denen 400.000 über Nacht blieben.

Die Nordsee-Zeitung präsentierte am 30. Juli 2010 etwas andere Zahlen: Danach kamen 2009 insgesamt 1,8 Millionen Besucher, von denen 380.000 über Nacht blieben. Als Gesamtzahl der Übernachtungen nennt die NZ einen erstaunlichen Anstieg von 883.000 auf 1,6 Millionen im Jahr 2009.

Die Industrie- und Handelskammer Bremerhaven spricht in ihrem Statistischen Jahresbericht für das Jahr 2009 von haargenau 299.686 Übernachtungen.

Dazu ein Rückblick ins Sonntagsjournal vom 27. Mai 2007: Danach errechnete ein Institut in einer teuren Studie bereits im Jahr 1994 eine Gesamtzahl von 2,2 Millionen Bremerhaven-Besuchern, und ein anderes Institut kam drei Jahre später sogar auf 2,9 Millionen.

Der Bremerhavener Magistrat teilte am 27. September 2006 mit, dass die Zahl der Übernachtungen bereits im Jahre 2004 auf etwas mehr als eine Million geklettert war. Laut Magistrat gingen allerdings nur 15 Prozent dieser Übernachtungen auf das Konto der „gewerblichen Betriebe“.

Und festzuhalten ist auch dieses: Nach Auskunft von Experten geht nur etwa ein Drittel dieser 15 Prozent Übernachtungen im gewerblichen Bereich auf das Konto der Touristen. Der weitaus größte Teil der Übernachtungen findet aus geschäftlichen Gründen statt.

Man sieht: Mit solchen Erfolgszahlen kann munter Stimmung und Politik gemacht werden.

Wir legen einmal die IHK-Zahl von knapp 400.000 geschäftlichen und touristischen Übernachtungen im Jahre 2009 für Bremerhaven zugrunde.

Ein Kommentar dazu steht in der Nordsee-Zeitung vom 26. Januar 2011. Dort wird in einem Artikel über die touristischen Nöte Dorums der  Gesamtgemeindebürgermeister von Wursten mit folgender Bemerkung zitiert: „In der touristischen Klassifizierung ist Dorum mit 700.000 Übernachtungen im Jahr ein teures Nichts.“

Ähnliche Relativierungen der angeblich so großen strukturpolitischen Bedeutung des Tourismus für Bremerhaven waren schon früher zu lesen. „Tourismus: Teure Trumpfkarte„, lautet die NZ-Überschrift am 15. September 2007. Im Text steht, dass es kein Zufall sei, dass die beiden Wesermünder Gemeinden Bederkesa und Wursten, „die auf den Tourismus setzen, besonders schlecht dastehen“.

Das Sonntagsjournal lieferte am 12. April 2009 in einem Interview mit dem Bederkesaer Bürgermeister die folgende Erläuterung: Die Gemeinde habe hohe Aufwendungen für die touristische Infrastruktur zu erbringen und könne leider nur auf wenig Gewerbesteuer und (wegen des niedrigen Lohnniveaus) auch auf wenig Elinkommenssteuer rechnen.

So ist das eben, wenn man mit sehr teuren Trumpfkarten Politik machen möchte…


EILMELDUNG: Badeverbot an der deutschen Nord- und Ostseeküste wird vorbereitet – Zu viele Unglücksfälle…

14. Juli 2014

Seestadtpresse Bremerhaven – In vertraulichen Verhandlungen der Küstenländer wird zur Zeit nach Informationen der Seestadtpresse ein allgemeines Badeverbot an der gesamten deutschen Nord- und Ostseeküste vorbereitet. Anlass dafür sind die immer zahlreicher werdenden Unglücks- und Todesfälle, wie der folgende Zeitungsartikel (Kreiszeitung vom 12. Juli 2014) verdeutlicht:

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Nach Auskunft der Fachbehörden sind es insbesondere die gefährlichen Strömungen, die ahnungslose Binnenländer immer wieder in Notsituationen bringen. „Tourismus hin oder her“, sagte ein Landrat, „die Gefahren sind so groß, dass wir jetzt unverzüglich handeln müssen.“

Als Vorbild für das angepeilte Badeverbot wird allerorten die Seestadt Bremerhaven angeführt, weil hier seit Jahren mit einem solchen Verbot konsequent für die Sicherheit der Bewohner und Touristen gesorgt wird.

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Parallel dazu ist zu hören, dass in Bremerhaven bereits weitere Maßnahmen vorbereitet werden. Als nächster Punkt steht auf der Liste ein Verbot des Rad- und Autofahrens, weil hier tagtäglich ahnungslose Menschen in Gefahr geraten. „Wenn es um die Sicherheit geht, kennen wir kein Pardon“, betonte der Bremerhavener Oberbürgermeister. „Menschen können bekanntlich nicht für sich selbst verantwortlich handeln, weil das eine Überforderung darstellt. Deshalb muss die Kommunalpolitik entschlossen glasklare Zeichen setzen.“

Ein allgemeines Badeverbot an der Nord- und Ostsee begrüßte der Bremerhavener Oberbürgermeister ausdrücklich.


„Fördestadt Bremerhaven“ – Die Tageszeitung „Die Welt“ wandelt nicht nur politisch, sondern auch geographisch gelegentlich auf wunderlichen Wegen…

21. Mai 2012

Seestadtpresse Bremerhaven – Kleine Kuriositäten können den Alltag versüßen. So berichtete die Tageszeitung „Die Welt“ am 12. Mai 2012 über das >>>Drahtseilwerk Bremerhaven, das sich weltweit durch die hohe Qualität seiner Produkte unentbehrlich gemacht hat.

Wer genau hinsieht, entdeckt dann allerdings, dass Bremerhaven von der Redaktion der „Welt“ als „Fördestadt“ und „Stadt an der Förde“ charakterisiert wird – ein Titel, der bekanntlich >>>Flensburg zusteht.

Immerhin wird in der Springer-Tageszeitung ansonsten sehr positiv über einen gelegentlich unbemerkt bleibenden Vorzeigebetrieb der Seestadt berichtet.

Laut „Welt“ hängt sogar die 3618 Meter lange Hamburger Köhlbrandbrücke „an Drahtseilen aus Bremerhaven“ – an Drahtseilen mit einem Durchmesser von 54 Millimetern, wie die Zeitung staunend vermerkt.


Bertelsmann setzt Bremerhaven auf den letzten Platz im Bildungsranking – Nordsee-Zeitung will sich aber wohl nicht mit „dieser Stadt“ anlegen…

25. November 2011

Seestadtpresse Bremerhaven – Die >>>jüngste Bertelsmann-Studie über die deutsche Bildungslandschaft (Titel: „Deutscher Lernatlas“) ist wie zu erwarten flott durch die hiesigen Medien gerauscht.

Die Nordsee-Zeitung (NZ) hat sich zurückgehalten. Sie hätte – wie beispielsweise am 4. November 2011 zum Thema Überschuldung – erneut melden können „Bremerhaven wieder Letzter“, denn die Seestadt belegt unter den 56 kreisfreien kleinen und mittleren Großstädten in diesem kuriosen Bildungsranking tatsächlich exakt den 56. Platz.

Vielleicht hat sich die Redaktion zurückgehalten, damit ihr „diese Stadt“ (!) (zur Erinnerung >>>kann hier geklickt werden) nicht vorhalten kann, die NZ nutze jede Gelegenheit, um Bremerhaven negativ in die Schlagzeilen zu bringen.

Die Nordsee-Zeitung beschränkte sich folglich darauf, Bremerhaven im gesamten Norden zu verstecken. Überschrift am 22. November 2011 auf der Titelseite: „Schlusslichter beim lebenslangen Lernen. Deutscher Lernatlas verweist die Länder Niedersachsen, Bremen und Hamburg auf die hinteren Ränge“.  Bremerhavens letzter Platz wird nicht besonders erwähnt, und das ist wohl auch nicht so ganz in Ordnung.

Denkbar gewesen wäre beispielsweise ein kritischer Blick auf die Bertelsmann-Stiftung. So erinnert die >>>Neue Zürcher Zeitung am 8. November 2011 in einer Besprechung der Lebenserinnerungen von Liz Mohn an die häufig geäußerte grundsätzliche Kritik, „die Stiftung finanziere sich dank Steuererlass zum großen Teil aus öffentlichen Geldern, sie fördere nur eigene Projekte und vermenge dabei Interessen der Firma mit Interessen der Allgemeinheit„.

Die Neue Zürcher Zeitung sieht eine mögliche Erklärung für ein solches Agieren der Stiftung „in ihrer mangelnden Unabhängigkeit von einer Firma, deren Manager traditionell die Stiftung führen…“ Diese Problematik der Bertelsmann-Stiftung ist auch in der Seestadtpresse bereits einmal angesprochen worden, und zwar >>>hier.

In diesem Sinne charakterisiert Norbert Lieb, der Mitherausgeber der >>>Nachdenkseiten, die angebliche Studie als „Vermarktungsstrategie der Bertelsmann-Stiftung“.

Die Veröffentlichung sei Bestandteil eines „scheinheiligen Doppelspiels“, denn in der Stiftung werde für soziales und persönliches Lernen geworben, während der Bertelsmann-Konzern „den Löwenanteil seines Gewinns mit einem Schmuddel-Sender einstreicht“ (gemeint ist RTL), so Lieb.

Wie gesagt: Solch eine (hier nur angedeutete) kritische Durchleuchtung von Hintergründen könnte einer Lokalzeitung durchaus gut zu Gesicht stehen.

Selbstverständlich geht’s auch so, wenn’s nicht anders geht, weil man nicht anders kann oder nicht anders will.


Manipulierte Besucherzahlen allerorten – Besonders krasses Beispiel für Zahlentänzerei vom Nürburgring…

15. November 2011

Seestadtpresse Bremerhaven – Über die Entwicklung des Tourismus in Bremerhaven kann mensch beim Blick auf die tatsächlichen Besucherzahlen durchaus streiten. So gut wie nie wurde wirklich gezählt, und fast immer wurde mit Befragungen und Hochrechnungen hantiert, dass manch einem und manch einer schwindlig werden konnte.

Aber so ist das wohl: Wer Erfolge vorzeigen will, darf beim Zurechtbiegen der Erfolgszahlen nicht pingelig sein.

Manch ein Beobachter mag solche Dreistigkeiten vielleicht für unwahrscheinlich halten, aber schöne Beispiele für dieses Zurechtbiegen von Erfolgszahlen lassen sich immer wieder mal aufspüren. Das illustriert nicht nur das Bremer Sechstagerennen.

Ein besonders krasses Beispiel kommt jetzt vom Nürburgring. Darüber berichtet beispielsweise der Trierische Volksfreund vom 9. November 2011.

„Fakt ist: An der Rennstrecke wurde über Jahrzehnte mit geschönten Zahlen gearbeitet. Nur ein Bruchteil der gezählten Gäste hat tatsächlich bezahlt“, heißt es da klipp und klar.

Und weiter: „Eine Übersicht, von der nahezu landeseigenen Nürburgring GmbH im August 2009 erstellt, unterscheidet zwischen verkauften Tickets und publizierten Besucherzahlen.“ So seien beim Truck Grand Prix 2009 fast 177.000 Besucher gezählt, 2008 waren es 192.000. Der Vergleich mit den tatsächlich verkauften Karten sei aber „ernüchternd“. Denn 2009 waren es tatsächlich nur 37.000 bezahlte Tickets und 2008 waren es 37.728 – eine Differenz von gut 150.000 Zuschauern zwischen Behauptung und Tatsache.

Die Bilanz: „Die verkauften Eintrittskarten blieben bei allen Veranstaltungen weit unter den veröffentlichten Erfolgsmeldungen.“

Wer die Statistik in Form einer pdf-Datei ansehen will, kann hier klicken.

Einer der Tricks beim Herstellen der Lügenmeldungen: Statt „Besucher“ zu zählen wurden „Besuche“ gezählt. Wer also mehrmals an Ort und Stelle war, blieb zwar ein einzelner Besucher, tauchte in der Statistik aber als drei Besuche auf.

Solche Zahlentänzereien kommen einem doch irgendwie bekannt vor – oder?


Es scheint klar zu sein: „Diese Stadt“ half kräftig mit beim Rauswurf des BIS-Chefs Volker Kölling…

13. Oktober 2011

Seestadtpresse Bremerhaven – Falls meine bisherigen Informationen nicht täuschen, dürfte der Rauswurf Volker Köllings aus der Chefposition der BIS in bemerkenswertem Maße auf das Wirken des berüchtigten Bremerhavener Doppelgestirns Nordsee-Zeitung und Industrie- und Handelskammer (IHK) zurückzuführen sein. Das Doppelgestirn ist mittlerweile auch unter dem Namen „diese Stadt“ bekannt geworden.

Auch ein sozialdemokratischer Oberbürgermeister will (und kann?) diesem Druck offensichtlich nicht standhalten.

Unklar ist, in welchen Punkten sich Volker Kölling möglicherweise angreifbar gemacht hat. Kolportiert wird beispielsweise ein angeblich „schlechtes Benehmen“ in unterschiedlichen Situationen. Hier stellt sich allerdings die Frage, wer dieses „schlechte Benehmen“ definiert und wann er (oder sie) dieses „schlechte Benehmen“ zum Anlass für persönliche Attacken macht.

Schließlich kennt die Kommunalpolitik vergangener Jahre zahlreiche Persönlichkeiten, die sich schlecht benommen haben, indem sie etwa ihre Mitarbeiter übel behandelt haben oder in diversen Einrichtungen unangemessene Vorzugsbehandlungen eingefordert haben. Solche Leute wurden nur dann durch die Nordsee-Zeitung ins Visier genommen, wenn sie nicht zu den führenden Kreisen „dieser Stadt“ gehörten und wenn sie diesen Kreisen irgendwie in die Quere gekommen sind.

Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang daran, dass bei meinem Rauswurf beim Sonntagsjournal von der NZ-Verlegerin ebenfalls mein angeblich „schlechtes Benehmen“ angeführt wurde. Das bestand seinerzeit darin, dass ich während eines Pressegesprächs mit Wirtschaftssenator Ralf Nagel meine Aufgaben als Journalist ernst genommen und kritische Fragen gestellt habe. Von diesen Fragen habe ich mich auch nicht durch eine Intervention der Verlegerin während des Pressegesprächs abbringen lassen. Darin sah sie dann ein „schlechtes Benehmen“.

Es ist denkbar, dass auch Kölling ein angebliches „schlechtes Benehmen“ in diesem Sinne des Ernstnehmens seiner beruflichen Aufgabe vorgeworfen wird. Es könnte etwa darin bestanden haben, dass er Vorzugsbehandlungen für einzelne Wichtigtuer „dieser Stadt“ abgelehnt hat.

Und wenn „diese Stadt“ mit ihren maßgeblichen Kreisen etwas nicht leiden kann, dann ist es die Verweigerung von Vorzugsbehandlungen.

Hätte Volker Kölling das rechtzeitig begriffen, dann wäre beispielsweise der Empfang für „diese Stadt“ während der sommerlichen Festwoche nicht einfach gestrichen worden, auch wenn die BIS wegen gekürzter Zuschüsse sparen musste.

Und was die von der Nordsee-Zeitung unter Hinweis auf den besonders aussichtsreichen Kandidaten Ralf Meyer bereits angesprochene Nachfolgefrage angeht: Ist es ein Zufall, dass Meyer in den vergangenen Monaten nicht nur einmal auffällig im Blatt erschien?

Dieser Mann scheint sich in den Augen „dieser Stadt“ durch deutlich besseres Benehmen auszuzeichnen…


Selbst fabrizierte Lobhudeleien für die Bremerhavener Havenwelten – Nordsee-Zeitung lobt auftragsgemäß wacker mit…

5. November 2010

Seestadtpresse Bremerhaven – „Applaus für die Havenwelten“ lautet die Schlagzeile der Nordsee-Zeitung am 5. November 2010. Auch wenn es beim Deutschen Tourismuspreis nicht ganz zum ersten Platz reichte, verbuchen die Propagandisten der Havenwelten die Auszeichnung als „tollen Erfolg“ und „unschätzbaren Imagefaktor“ für Bremerhaven.

Stifter dieses Preises ist der Deutsche Tourismusverband (DTV). Wikipedia fasst die Informationen so zusammen:

„Der Deutsche Tourismusverband e. V. (DTV) ist eine Lobbyorganisation in der deutschen Tourismuspolitik sowie Beratungs- und Koordinationsstelle der nationalen Tourismuswirtschaft. Er stellt den Dachverband kommunaler, regionaler und landesweiter Tourismusorganisationen dar und setzt sich für eine touristische Entwicklung in Deutschland ein. Der Verband ist beratend, zertifizierend und koordinierend in vielen Bereichen des Qualitätstourismus tätig.“ (Hervorhebungen DK)

Die „zwölfköpfige Jury aus Wirtschaft, Tourismus, Wissenschaft und Medien“ ist also aus den Reihen dieser Lobbyorganisation besetzt.

Finanziell gefördert wird der Deutsche Tourismuspreis  nach Angabe des DTV „von der Sparkassen-Finanzgruppe, Sparkassen aus Niedersachsen, Ostdeutschland, Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein mit dem Sparkassen-Tourismusbarometer. Mit dem ADAC e.V. und Ameropa-Reisen GmbH konnten zudem neue Partner gewonnen werden.“

Der Preis wird also unter anderem gestiftet und gefördert von Akteuren, die sich beim Durchsetzen der Projekte als Lobbyorganisationen der heimischen Unternehmerschaft betätigt haben und die mit Hilfe solcher Projekte Geld verdienen.

Es ist also durchaus denkbar, den Tourismuspreis nicht nur als Eigenlob, sondern auch als pure Werbeveranstaltung zu charakterisieren.

Auch dieses Spiel mit Eigenlob und PR spielt die Nordsee-Zeitung mit, weil sie unter der Oberaufsicht einer IHK-Vizepräsidentin gar nicht anders kann und darf. Das war schon immer ein wichtiger Kern unserer Pressefreiheit.

Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang an den angeblichen „Architektur-Oscar“, den die Havenwelten zu Anfang des Jahres 2009 gewonnen haben, sowie an ein angeblich wunderbares Lob für die Havenwelten in der Zeitschrift „Baukultur“.

Die Seestadtpresse erläuterte unter dem Datum 4. Februar 2009 die Hintergründe dieses kuriosen Preises, der an 114 (!) Institutionen verliehen wurde.

Und das große Lob in der Zeitschrift „Baukultur“ stammte aus der Bremerhavener Bewerbung für den Deutschen Städtepreis und wurde von BEAN-Chef Dr. Alfred Lüneburg eigenhändig noch ein wenig eingekürzt.

Auch dieses selbst fabrizierte Eigenlob für die Havenwelten wurde seinerzeit von der Nordsee-Zeitung ohne Blick auf die Hintergründe nachgeplappert. Ob das damit zu tun haben könnte, dass der Ditzen-Verlag durch das Drucken von Werbebroschüren und Werbebüchern für die Havenwelten Geld verdient, soll einfach so als Frage in den Raum gestellt werden…

Und noch eine Anmerkung: Laut Pressemitteilung des Magistrats ging der so ungeheuer bedeutsame „Tourismus-Oscar“ des Deutschen Tourismus-Verbands in diesem Jahr an „die RUF Jugendreisen Trend Touristik GmbH, die ein Festival-Camp für Teenager auf der Insel Rügen anbietet“.

Und unter den weiteren Konkurrenten der Havenwelten befanden sich „so hochkarätige Feriengebiete wie Mecklenburg-Vorpommern, das die ‚Tatort‘-Stars Axel Prahl und Jan Josef Liefers als wandernde Werber an den Start schickte“.

Da sieht man doch ganz deutlich, in welch einer herausragenden Konkurrenz die Bremerhavener Havenwelten den ersten Platz wirklich nicht schaffen konnten.


Dramatische Bremerhavener Finanzlage mit Tranfunzel beleuchtet – Frankfurter Allgemeine Zeitung hält sich stark zurück…

14. September 2010

Seestadtpresse Bremerhaven – Ein enttäuschendes Beispiel für oberflächlichen Journalismus liefert die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in ihrer gedruckten Ausgabe vom 10. September 2010, und das im Rahmen der Serie „Geldnot im Rathaus“ ausgerechnet am Beispiel Bremerhavens.

„Filetstücke und verfallende Altbauten. Bremerhaven hat sich herausgeputzt und vieles mit Krediten finanziert“, lautet die Überschrift und deutet damit zumindest einige Probleme der Stadt an.

Erfolge bei der Ansiedlung von Windkraftanlagenbauern und im Tourismus werden als Aufhänger für die Darstellung genommen und mit dürren Worten so kommentiert: „Bremerhaven hat sich sein neues Gesicht viel Geld kosten lassen. Seit Jahrzehnten hat es mehr ausgegeben als eingenommen.“

Erwähnt wird der „Schuldenberg“, der im laufenden Jahr auf „mehr als 1 Milliarde Euro“ anwachsen wird. Aber immerhin habe sich das Gewerbesteueraufkommen seit 2005 mehr als verdoppelt – „auf fast 34 Millionen Euro“, setzt die FAZ dagegen.

Bremerhaven habe „trotz aller Aufschwungtendenzen ein zweites, hässlicheres Gesicht“, berichtet die FAZ unter Verweis auf verfallende Bauten in ärmeren Stadtteilen.

Auskunftgeber für den FAZ-Text sind Baustadtrat Volker Holm und BIS-Wirtschaftsförderer Nils Schnorrenberger. Ein Gespräch mit  Stadtkämmerer Michael Teiser hat es offensichtlich nicht gegeben – der hätte vielleicht über die „Geldnot im Rathaus“ etwas kompetenter Auskunft geben können.

Vollkommen unerwähnt bleiben in dem FAZ-Text die strukturellen Haushaltsprobleme der Stadt. Immerhin leistet sich Bremerhaven mit dem Stadttheater, dem Zoo am Meer, drei völlig erneuerten Bädern, mehreren Museen usw. eine erstaunlich umfangreiche kommunale Infrastruktur. So etwas musste andernorts längst eingedampft werden, während es in Bremerhaven bis heute permanent ausgeweitet wurde.

Dass auch das Klimahaus und das Deutsche Auswandererhaus im Rahmen der Havenwelten Bestandteile dieser kommunalen Infrastruktur sind und mit riesigen Folgekosten unausweichlich zu einer noch anwachsenden „Geldnot im Rathaus“ der Stadt beitragen werden, wollte oder konnte die FAZ nicht in Erfahrung bringen.

Zu einer soliden Analyse hätte ebenfalls gehört, die langfristigen Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von mehr als 200 Millionen Euro wenigstens anzudeuten. Und dass es bei der Verschuldung eine Version gibt, die nur die Haushaltszahlen nennt, und eine andere, die auch die Verschuldung der Stadt mit Hilfe der privatisierten Gesellschaften einbezieht, ist auch nicht gerade ein Geheimnis.

In der FAZ findet sich leider keine Spur solcher Art tiefer gehender Analysen.

Schade, weil die FAZ damit eine Gelegenheit verpasst hat, die Haushaltsprobleme Bremerhavens wenigstens einmal kenntnisreich zusammenzustellen.

In anderen Teilen der Serie „Geldnot im Rathaus“ ist das jedenfalls etwas besser gelungen.